Laudatio

„Die Corona-Pandemie verstärkt das Problem der Bildungsungerechtigkeit!“ – die Akteure im Bildungssektor waren sich schnell einig. Gerade an Grundschulen hatten die Schulschließungen zur Folge, dass sich die Effekte der sozialen Disparitäten der Elternhäuser noch verschärften. Die Grundschule am Dichterviertel reagierte auf die Schulschließung mit dem Blick auf diese Realität und in bewusster Weiterführung ihres pädagogischen Leitbildes: „Gute Beziehungen sind die Basis erfolgreichen Lernens.“ Schon in den ersten Tagen nach dem Lockdown wurde alles darangesetzt, mit den Kindern in visuellem Kontakt zu bleiben.

Binnen kurzer Zeit wurde mit hohem Einsatz und viel Fantasie dafür gesorgt, dass jeder Haushalt mit einem entsprechenden digitalen Endgerät ausgerüstet war. „Wir mussten es leisten, dass wir die Kinder sehen.“„Das, was wir sonst leben, sollte mit ins Digitale genommen werden“ – so die Überzeugung des Kollegiums. Nicht „Arbeitsblattpakete“, mit denen Kinder und Eltern weitgehend allein gelassen wurden, sondern weiterhin durch die Lehrerinnen und Lehrer begleitete und gesteuerte Lern- und Bildungsprozesse ließen die Verantwortung im schulischen Geschehen und verlagerte sie nicht in die Elternhäuser mit ihren ungleichen Voraussetzungen. Auch das Soziale, der Freundschafts- und Klassenverband sowie die Elternkontakte erhielten weiterhin viel Raum.

So sind auch in dieser Zeit an der Grundschule am Dichterviertel die Menschen gewachsen: die Schülerinnen und Schüler in ihrer Selbstständigkeit, auf die sie sehr stolz sind; die Lehrerinnen und Lehrer in ihren digitalen Kompetenzen, deren Möglichkeiten sie weiter nutzen werden; die Eltern in ihrem Gefühl, dass eine solche Schule ihnen nicht eine weitere Last auf die Schultern legt, sondern sie ihnen nimmt und sie begleitet.