Digital gestütztes Lernen und Mitbestimmung an der IGS Buchholz

Einst Hauptschule, heute Integrierte Gesamtschule, die viele ihrer Schüler:innen erfolgreich zum Abitur führt: Mit ihrem Weg inspiriert die IGS Buchholz im Landkreis Harburg südlich von Hamburg auch andere Schulen in der Region. Jurymitglied Wolfgang Beutel hat die Schule besucht. Hier berichtet er über seine Highlights.

 

An der Integrierten Gesamtschule (IGS) Buchholz ist die partizipative Mitbestimmung der Schüler:innen bei Unterrichtsgestaltung, -bewertung und -entwicklung fest verankert. „Wir können hier sehr gut mitmischen“, sagt ein Schüler und fügt hinzu: „Wir konnten schon einiges umsetzen, im Umgang mit Handys und Tablets etwa, aber auch bei der Gestaltung der Lernzeit.“ Das Votum der Schüler:innen erkennen die Lehrkräfte an, es wirkt bis in unterrichtliche Entscheidungen hinein.

Dies spiegelt sich in den drei zentralen Begriffen des Schulprogramms wider: „Vielfalt – Individualisierung – Demokratie“. Darüber hinaus legt die IGS Buchholz Wert auf eine gute Schulkultur sowie auf ein „explizites Leistungsbewusstsein“, verbunden mit einer differenzierenden Unterrichtskultur, die von konsequenter Individualisierung geprägt ist. Mit dieser Haltung nimmt die IGS Buchholz in der Bildungsregion die Rolle der „Integrierten Gesamtschule“ als eine Art „konservativer Modernisierer“ ein. Denn ihr gelingt es, Leistungserwartungen im Fachlichen mit der Förderung verborgener Talente und sozial benachteiligter Schüler:innen erfolgreich zu verbinden. Das bestätigt die Einschätzung eines Mitglieds der erweiterten Schulleitung, der zufolge die Schule eine „IGS mit sehr vielen Lebensläufen ist, die auf einen guten Abschluss zielen; die Schüler:innen wollen ein Zertifikat, mit dem sie in ihrer Lebensplanung weiterkommen“. So führt die Schule viele Jugendliche, die mit einer Real- oder Hauptschulempfehlung kommen, erfolgreich zum Abitur. Das trägt zum Chancenausgleich unter dem Aspekt Bildungsgerechtigkeit bei. Es gibt kaum Schüler:innen, die die Schule ohne Abschluss verlassen.

Vorbild für Schulen in der Region

Die IGS Buchholz in der Nordheide entstand 2010 aus einer Hauptschule und war bei ihrer Gründung die erste Integrierte Gesamtschule im Landkreis Harburg südlich von Hamburg. Bis heute gibt sie Impulse für erfolgte und weitere geplante Gesamtschulgründungen in der Region. Denn die IGS Buchholz präsentiert sich als ein gut funktionierendes System, das in den Jahren seit seiner Gründung eine Fülle an pädagogischen Qualitäten aus der Professionalität der in ihr tätigen Pädagog:innen, aber auch dem Gestaltungswillen der erweiterten Schulleitung sowie der sorgsamen Wahrnehmung der regionalen Umfeldbedingungen kultivieren konnte.

Zu diesen pädagogischen Qualitäten gehört die Ausgewogenheit von Fachlichkeit und Individualisierung im Unterrichtsalltag. Vielfalt und Leistungsbezogenheit ergänzen das Wechselspiel. Eine abwechslungsreiche Unterrichtsgestaltung, die reflektierte Öffnung zu außerschulischen Partnern sowie eine hohe Digitalisierung kennzeichnen Unterrichtsstil und -qualität der Schule darüber hinaus. Zum digitalen Weg der IGS Buchholz gehören ein BYOD-Konzept sowie für alle zugängliche Lernmaterialien im Digitalen. Gleichzeitig nutzt die Schule die digitale Struktur für die Unterrichtsvorbereitung und -dokumentation. So hat sich die IGS Buchholz ein besonders wirksames System des Wissensmanagements erschlossen, auf das alle schulischen Gruppen Zugriff haben. Zusätzlich können Schüler:innen und Eltern Aufgaben, Übungsblätter und Leistungsnachweise jederzeit nutzen und einsehen.

Auch beeindruckt die IGS Buchholz neben der demokratischen Mitbestimmung mit ihrer ausgeprägten Beziehungsdidaktik. „An der IGS Buchholz beginnt guter Unterricht bei guten Beziehungen zwischen den Schüler:innen und der Lehrerschaft“, erklärt eine Elternvertreterin. Dies zeigt sich zum Beispiel in der systematischen Feedbackkultur, einer weiteren prägnanten Stärke der Schule. Sie setzt auf den direkten Kommunikationsweg zwischen Lernenden und Lehrenden. Lernentwicklungsgespräche mit den Schüler:innen sind  selbstverständlicher Bestandteil der Kommunikationskultur über Lernen und Unterricht. Die Form der Leistungsbeurteilung erreicht einen hohen Grad an Transparenz und wird als gemeinsame Beurteilung zwischen Lehrenden und Lernenden verstanden. Meike, Schülerin der Mittelstufe, formuliert es so: „Ich kann mich an dieser Schule und im Unterricht frei entfalten.“

 

Zur Person

Dr. Wolfgang Beutel ist Vertretungsprofessor für „Didaktik der Politischen Bildung“ und Direktor des Instituts für Didaktik der Demokratie an der Leibniz Universität Hannover sowie Mitherausgeber des „Jahrbuchs Demokratiepädagogik“.